Orpheus . Eurydice . Hermes from The Essential Rilke, translated by Galway Kinnell and Hannah Liebman.
Here was the wondrous mine of souls.
Like silent silver ore they moved
in veins through its darkness. Among roots
the blood welled up that flows to the humans,
seeming as heavy as porphyry in the dark.
Nothing else was red.There were rocks
and spectral forests. Bridges across emptiness
and that broad gray blind pond
suspended above its distant bottom
like a rainy sky above a landscape.
And between gentle, forbearing meadows,
appeared the pale strip of the single path,
laid out like a long bleaching place.
And up this one path they came.
In front, the slender man in the blue cloak,
who gazed out ahead, silent, impatient.
His steps devoured the path in giant bites,
not bothering to chew; from the folds of his cloak,
his hands hung down heavy and locked shut,
oblivious to the now weightless lyre
which had grown into his left arm
as tendrils of a rosebush into an olive bough.
His senses were as if split in two:
while his gaze, like a dog, ran out ahead,
turned, came back, and again and again, far
and waiting, stood at the next bend, —
his hearing lagged behind like a smell.
At times it seemed to him to reach
back to the sounds of walking of the two others
supposed to be following him this whole ascent.
And then again, it was only his own steps’ echoes
and the wind stirring his cloak that were behind him.
But he told himself they were still coming;
said it aloud and heard his tones die away.
They were still coming, it was just that they
walked so terribly quietly. If only he
could turn around just once (if looking back
wouldn’t subvert the whole undertaking,
not yet completed), he would have to see them,
those two soft walkers following without a word:
The god of the way and of tidings from afar,
a wide brim above his bright eyes,
his slender wand held out in front,
beating wings at his ankles;
and, entrusted to his left hand: she.The one so loved that a single lyre
raised more lament than lamenting women ever did;
and that from the lament a world arose in which
everything was there again: woods and valley
and path and village, field and river and animal;
and around this lament-world, just as
around the other earth, a sun
and a starry silent heaven turned,
a lament-heaven of disordered stars — :
This one so loved.
But now she walked at this god’s hand,
her steps impeded by long winding-sheets,
unsure, slowly, without impatience.
She was within herself, great with expectation,
and gave no thought to the man going on ahead
or to the path leading up to life.
She was within herself. And her being dead
filled her like great plenitude.
Like a fruit, with its sweetness and darkness,
was she full with her great death,
so new to her she understood nothing.She had come into another virginity
and wasn’t to be touched; her sex was closed
like a young flower toward evening,
and her hands were by now so unused
to being wed that even the gentle god’s
infinitely soft, light, guiding touch
offended her as too intimate.
She was no more the woman of flaxen hair
who sometimes resonated in the poet’s songs,
no more the odor and island of the wide bed,
and that man’s possession no more.She was already loosened like long hair
and surrendered like fallen rain
and meted out like a hundred-fold supply.Already she was root.
And when suddenly, abruptly,
the god tapped her and in a pained voice
said: “He’s turned around,”
she did not understand and quietly answered: “Who?”In the distance, dark before the bright exit,
stood someone whose face
could not be recognized. He stood and saw
how on a strip of the meadow path
with mournful look the god of tidings
silently turned to follow the figure
who already had started back down,
her steps impeded by long winding-sheets,
unsure, slowly without impatience.
Das war der Seelen wunderliches Bergwerk. Wie stille Silbererze gingen sie als Adern durch sein Dunkel. Zwischen Wurzeln entsprang das Blut, das fortgeht zu den Menschen, und schwer wie Porphyr sah es aus im Dunkel. Sonst war nichts Rotes. Felsen waren da und wesenlose Wälder. Brücken über Leeres und jener große graue blinde Teich, der über seinem fernen Grunde hing wie Regenhimmel über einer Landschaft. Und zwischen Wiesen, sanft und voller Langmut, erschien des einen Weges blasser Streifen, wie eine lange Bleiche hingelegt. Und dieses einen Weges kamen sie. Voran der schlanke Mann im blauen Mantel, der stumm und ungeduldig vor sich aussah. Ohne zu kauen fraß sein Schritt den Weg in großen Bissen; seine Hände hingen schwer und verschlossen aus dem Fall der Falten und wußten nicht mehr von der leichten Leier, die in die Linke eingewachsen war wie Rosenranken in den Ast des Ölbaums. Und seine Sinne waren wie entzweit: indes der Blick ihm wie ein Hund vorauslief, umkehrte, kam und immer wieder weit und wartend an der nächsten Wendung stand, - blieb sein Gehör wie ein Geruch zurück. Manchmal erschien es ihm als reichte es bis an das Gehen jener beiden andern, die folgen sollten diesen ganzen Aufstieg. Dann wieder wars nur seines Steigens Nachklang und seines Mantels Wind was hinter ihm war. Er aber sagte sich, sie kämen doch; sagte es laut und hörte sich verhallen. Sie kämen doch, nur wärens zwei die furchtbar leise gingen. Dürfte er sich einmal wenden (wäre das Zurückschaun nicht die Zersetzung dieses ganzen Werkes, das erst vollbracht wird), müßte er sie sehen, die beiden Leisen, die ihm schweigend nachgehn: Den Gott des Ganges und der weiten Botschaft, die Reisehaube über hellen Augen, den schlanken Stab hertragend vor dem Leibe und flügelschlagend an den Fußgelenken; und seiner linken Hand gegeben: sie. Die So-geliebte, daß aus einer Leier mehr Klage kam als je aus Klagefrauen; daß eine Welt aus Klage ward, in der alles noch einmal da war: Wald und Tal und Weg und Ortschaft, Feld und Fluß und Tier; und daß um diese Klage-Welt, ganz so wie um die andre Erde, eine Sonne und ein gestirnter stiller Himmel ging, ein Klage-Himmel mit entstellten Sternen - : Diese So-geliebte. Sie aber ging an jenes Gottes Hand, den Schrittbeschränkt von langen Leichenbändern, unsicher, sanft und ohne Ungeduld. Sie war in sich, wie Eine hoher Hoffnung, und dachte nicht des Mannes, der voranging, und nicht des Weges, der ins Leben aufstieg. Sie war in sich. Und ihr Gestorbensein erfüllte sie wie Fülle. Wie eine Frucht von Süßigkeit und Dunkel, so war sie voll von ihrem großen Tode, der also neu war, daß sie nichts begriff. Sie war in einem neuen Mädchentum und unberührbar; ihr Geschlecht war zu wie eine junge Blume gegen Abend, und ihre Hände waren der Vermählung so sehr entwöhnt, daß selbst des leichten Gottes unendlich leise, leitende Berührung sie kränkte wie zu sehr Vertraulichkeit. Sie war schon nicht mehr diese blonde Frau, die in des Dichters Liedern manchmal anklang, nicht mehr des breiten Bettes Duft und Eiland und jenes Mannes Eigentum nicht mehr. Sie war schon aufgelöst wie langes Haar und hingegeben wie gefallner Regen und ausgeteilt wie hundertfacher Vorrat. Sie war schon Wurzel. Und als plötzlich jäh der Gott sie anhielt und mit Schmerz im Ausruf die Worte sprach: Er hat sich umgewendet -, begriff sie nichts und sagte leise: Wer? Fern aber, dunkel vor dem klaren Ausgang, stand irgend jemand, dessen Angesicht nicht zu erkennen war. Er stand und sah, wie auf dem Streifen eines Wiesenpfades mit trauervollem Blick der Gott der Botschaft sich schweigend wandte, der Gestalt zu folgen, die schon zurückging dieses selben Weges, den Schritt beschränkt von langen Leichenbändern, unsicher, sanft und ohne Ungeduld.